Transparenter ist besser - Mängel im Ablauf der Naturbadplanung

Ausgangspunkt ist eine sehr frühe, einseitige und, wie sich jetzt zeigt, nachteilige Festlegung auf der Verwaltungsebene, das Schwimmbecken des Naturbads vermeintlich behindertenfreundlich so weit (nämlich um etwa 1,50 m) anzuheben, so dass das es auf Höhe des Eingangsbereiches liegt.

18.12.12 –

Ausgangspunkt ist eine sehr frühe, einseitige und, wie sich jetzt zeigt, nachteilige Festlegung auf der Verwaltungsebene, das Schwimmbecken des Naturbads vermeintlich behindertenfreundlich so weit (nämlich um etwa 1,50 m) anzuheben, so dass das es auf Höhe des Eingangsbereiches liegt.

Das ist aus unserer Sicht eine Fehlentscheidung mit der man sich funktionale Nachteile einhandelt: Wichtiger gerade für Menschen mit eingeschränkter Mobilität ist nämlich die Ebene der Liegewiese, attraktiver für Badbesucher sind Liegeplätze, die einen guten Blick auf das Geschehen erlauben (also nicht von unten, sondern möglichst sogar etwas erhöht). Gravierend ist auch der Sicherheitsaspekt: Eine tiefere Lage der Schwimmbecken hätte der Badaufsicht, gerade von der Ebene des Eingangsbereichs, einen besonders guten Überblick ermöglicht. Außerdem wäre eine Trennung des Restaurantbereichs von der Nasszone des Beckenumgangs - etwa durch zwei oder drei Stufen - eher vorteilhaft gewesen.

Das ursprüngliche Geländeprofil mit einer tieferen Beckenlage wäre bei einer objektiven Geamtbewertung dem Ideal schon sehr nahe gekommen und die Versuche, den Planungsfehler (das Becken deutlich anzuheben), durch immer weitere Geländeaufschüttungen der Liegewiese wieder wettzumachen, haben schon eine beinahe tragikomische Seite. Die Aufschüttungen führen nämlich zu einem messbaren Flächenverlust, weil die steile Böschung zur Bachseite hin nicht nutzbar ist. Auf einer Länge von 100 Metern bedeutet eine Aufschüttung um einen Meter einen Flächenverlust von 300 Quadratmetern.
Im Ergebnis ist durch die Anhebung der Beckenebene und die massiven Aufschüttungen der Liegewiese nichts besser, die Bauausführung aber deutlich teurer geworden. Denn auf dem Gelände werden derzeit Unmengen von Erde verschoben und verdichtet. Alle Bäume wurden gerodet. Niemand wird glauben, dass diese zusätzlichen Arbeiten keine Kosten verursachen.
Wie konnte es dazu kommen und warum hat niemand den Irrtum korrigiert? Kann es sein, dass die Konsequenzen der Fehlentscheidung den Beteiligten im Rathaus erst später in vollem Umfang bewusst geworden sind? Dass die Tatsachen, die durch das Heranschaffen sehr großer Mengen von Erdaushub früh geschaffenen waren, zu einem  Rechtfertigungsdruck geführt haben? Definitiv falsch beantwortet wurde jedenfalls die parlamentarische Anfrage 17/F 0004 (siehe [1]) vom November des vergangenen Jahres. Aus der Antwort geht hervor, dass die ursprüngliche Geländeform nach dem Abriss des Taunusbades wiederhergestellt werden sollte.

Die GRÜNEN haben versucht, in einem Brief an die Bürgermeisterin die naheliegende Alternative zur Geländeanhebung zu verdeutlichen. Der Dialog mündete in der Aussage des Planers, dass eine Veränderung der Lage des Schwimmbeckens schon bei den Ausschreibungen hätte berücksichtigt werden müssen. Eine Korrektur wäre da nur noch um den Preis einer Verschiebung des Baubeginns und weiterer Kosten möglich gewesen.

Egal wie die Entscheidung der Verwaltung, das Gelände anzuheben, zustande gekommen ist: Ein transparenteres Vorgehen hätte die Möglichkeit einer Korrektur dieses bedauerlichen Irrtums eröffnet. Bei einer korrekten Beantwortung der Anfrage vom November letzten Jahres etwa hätten sich die Pläne noch leicht korrigieren lassen. Auch eine rechtzeitige und vollständigere Veröffentlichung der Pläne hätte die Erarbeitung von Alternativen und das Einbringen wichtiger Korrekturen ermöglicht. Die Verantwortung für die Bauausführung vollständig für sich zu reklamieren war letztendlich keine glückliche Entscheidung der Bürgermeisterin.

Wir haben nach wie vor keinerlei Zweifel, dass das Naturbad, so wie es nun entsteht, für die Schwalbacherinnen und Schwalbacher ein kaum zu überschätzender Gewinn an Freizeitwert bedeuten wird. Aber beim nächsten Bauvorhaben wird man zu Recht mehr Transparenz einfordern.

Thomas Nordmeyer
   Stadtverordneter

[1] Parlamentarische Anfrage 17/F 0004
https://schwalbach.more-rubin1.de/recherche.php?suchbegriffe=17%2FF+0004&select_suchart=vl&datum_bis=30.11.2012&startsuche=Suche+starten (link is external)

Kategorie

Naturbad | Transparenz