Es gibt keinen Grund, die Bäume zu fällen

Die rund fünfzig Jahre alten Kastanien am Unteren Marktplatz – noch aus den Anfängen der Limesstadt - stehen der städtischen Neuplanung im Wege, weil sie nicht in das nun für den Platz gewünschte streng rechteckige Raster passen und weil man nicht – so die Begründung im Ausschuss –„um die Bäume herum bauen“ wollte. Deshalb sollen nach der Vorstellung von SPD und FDP die Kastanienbäume gefällt werden. Die Kastanien sind aber weder krank noch grundsätzlich in ihrer Standsicherheit gefährdet, wie nun sogar durch ein von der Stadt nachträglich eingeholtes Baumgutachten bestätigt wird.

13.08.19 –

Der Gutachter war schon an der bisherigen Planung beteiligt und man kann durchaus in Frage stellen, ob es sich um ein „neutrales“ Gutachten handelt. Umso bemerkenswerter ist das Ergebnis: Der Allgemeinzustand von zwei Bäumen ist „befriedigend“, bei drei Bäumen „befriedigend bis ausreichend“. Soweit untersucht, wurde „durchgängig intaktes Holz“ festgestellt. Ausdrücklich nur wegen der geplanten Bauausführung, nämlich einer simplen Anhebung des Bodenniveaus um einen Meter werden die etwas schwächeren Kastanienbäume Nr. 54,55,56 unter diesen Voraussetzungen als „nicht erhaltensfähig“ eingestuft.

Technische Lösungen für eine solche Aufgabe sind aber seit langem auf dem Markt und haben sich in der Praxis längst bewährt. Im Bereich dieser Kastanienbäume käme zum Beispiel eine Bauausführung der Terrasse als „Holzdeck“ ohne Anhebung des Bodenniveaus in Frage. Für die Grünen steht deshalb fest, dass die Umbaupläne für den Marktplatz entsprechend modifiziert werden müssen. Die Bäume haben ihren idealen Standplatz vor der Gaststätte und es bedarf nur geringer Änderungen, um die bisherige Planung anzupassen. Bisher sind Sonnenschirme an Stelle der alten Kastanienbäume vorgesehen.

Ein befriedigender Allgemeinzustand und eine normale „gattungs- und arttypische Entwicklung“ wird jetzt schon den beiden größeren Kastanienbäumen Nr. 57 und 60 attestiert. Hier sind die ohnehin anstehenden Bauarbeiten eine hervorragende Chance, mit vergleichsweise geringem Aufwand den Baumstandort zu sanieren und zu verbessern. Deshalb liegt die von dem Gutachter angegebene „Restlebenserwartung“ von 20 Jahren ganz sicher an der alleruntersten Grenze dessen, was seriös angenommen werden kann. Andere Gutachter erwarten „mindestens noch 50 Jahre“. Ein schöner Zeitraum jedenfalls, den die alten, aber gesunden Kastanien in „friedlicher Koexistenz“ mit den neuen Bäumchen verbringen könnten, die im Zuge der Marktplatzsanierung nun gepflanzt werden sollen.

Da ist ein rascher Erfolg keineswegs sicher, wie sich an manchen Beispielen im Stadtgebiet feststellen lässt. Völlig abwegig ist jedenfalls der Versuch, das ins Auge gefasste mutwillige Abholzen gesunder Bäume nun mit dem Klimawandel zu begründen. Da ist mehr Engagement dringend gefragt, aber keine sinnlosen Baumfällaktionen. Es muss vor allem darum gehen, den CO² Ausstoß zu verringern. Die Schwalbacher Mehrheitskoalition hatte mit Unterstützung der CDU erst im letzten Jahr ein Klimaschutzkonzept ausdrücklich abgelehnt. Noch kurz vor der Sommerpause wurde eine Initiative für mehr Elektrotankstellen und eine Förderung umweltverträglicherer Mobilität abgelehnt.

Die Grünen lassen nicht locker. Der Antrag auf Erarbeitung eines Klimaschutzkonzeptes wurde nun erneut eingebracht.